Kapitel 20: Hier spricht Golf, kann mich jemand hören? - Car2X/V2X

Kapitel 20: Hier spricht Golf, kann mich jemand hören? - Car2X/V2X

Artikel
24 Apr 2024

Digitalisierung und Kommunikation im Auto entwickeln sich rasant weiter. Ein weiterer Schritt ist das Vernetzen der Telemetrie des Fahrzeuges mit seiner Umgebung. Daher geht es heute um Car2X/V2X.

 

Grundsätzlich geht es darum, folgende Bereiche miteinander zu verbinden:

  • V2V (Vehicle to Vehicle): Das Verbinden von Fahrzeugen

  • V2I (Vehicle to Infrastructure): Das Verbinden von Fahrzeugen mit der Infrastruktur

  • I2V (Infrastructure to Vehicle): Das Verbinden der Infrastruktur mit Fahrzeugen


Ziel ist es, die Verarbeitung von Informationen wie zum Beispiel Position, Status (Zündung an/aus), Zustand (Verschleiß) oder Geschwindigkeit des Fahrzeugs zu digitalisieren und nicht wie üblicherweise auf das Einschätzungsvermögen des Fahrers zu limitieren.

Damit dies reibungslos funktioniert, setzen die Hersteller auf kabellose Übertragungstechniken wie Dedicated Short Range Communication (DSRC oder auch Car2X genannt) und LTE/5G (V2X). Dadurch ist es möglich, eine Telemetriedaten-Fusion von Fahrzeugen und Infrastruktur herzustellen.

Wozu wird dies benötigt?

Durch das Fusionieren von Telemetriedaten ergeben sich neue Möglichkeiten, um intelligente Fahrerassistenzsysteme (FAS) zu entwickeln. Volkswagen hat beispielsweise sein FAS Adaptive Cruise Control (kurz ACC) um Car2X erweitert. Dieses heißt nun c-ACC, also connected-AdaptiveCruiseControl. Hierbei reagiert die Distanzregelanlage unter anderem auf Stauendwarnungen, die von anderen Fahrzeugen oder der Infrastruktur gemeldet werden und passt die Geschwindigkeit automatisch an. Im freien Raum beträgt die Übertragungsweite von DSRC ca. 850 m und innerorts 150 m.

Welche FAS lassen sich mit Car2X noch realisieren?

  • Grün-Welle-Assistent

  • Kreuzungsassistent

  • Elektronisches Bremslicht

  • Baustellenwarnung

  • Stauendwarnung

  • Platooning – Fahrzeuge fahren mit sehr geringem Abstand in Gruppen hintereinander her, ohne die Verkehrssicherheit zu beeinträchtigen 

 

Wie leicht können diese Systeme manipuliert werden?

Volkswagen hat mit dem Golf 8 das FAS Car2X implementiert und dabei auch das Thema Manipulationsschutz berücksichtigt. Bei jedem Versand von Car2X-Nachrichten wird ein digitales Zertifikat versendet, um die Integrität zu bestätigen. Diese Zertifikate werden beim Einschalten der Zündung vom Backend von Volkswagen heruntergeladen. Sollte das Fahrzeug vom Fahrer in den Inkognito-Modus versetzt sein (das heißt, einer standardmäßigen Datenübertragung wurde nicht zugestimmt), lädt der Golf 8 Zertifikate auf „Vorrat“ herunter und verwendet diese. Das bedeutet, dass 60 dieser Offline-Zertifikate für maximal eine Woche gültig sind. Danach müssen diese digital erneuert werden.

 

Beim Golf 8 befindet sich das Car2X-Steuergerät direkt unter der Haifischantenne. Steuergerät und Haifischantenne bilden somit eine Einheit. Bei Fahrzeugen mit Glasdach befindet sich ein weiteres Car2X-Modul im Außenspiegel.

 

Wie sich das Thema Telemetrie-Fusionierung weiterentwickelt und ob sich Car2X oder V2X durchsetzen, bleibt abzuwarten. Die Infrastruktur ist aber für beide Systeme vorhanden, das 5G Netz wird weiter ausgebaut und VW hat den Schritt mit Car2X gewagt. Ein klarer Bestandteil von autonomen Fahren ist diese Technologie aber auf jeden Fall. Warten wir mal ab, was noch kommt 😉

 

Ich danke Ihnen fürs Lesen meines ADAS-Blogs und hoffe, Ihnen hat es genauso viel Spaß gemacht wie mir. Dies ist vorerst der letzte Blogartikel, den ich veröffentlichen werde. Sie erreichen mich bei Herausforderung weiterhin im ReCO™ Expert Team. Viele Grüße und bis bald!

 

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