Kapitel 11 Bodenbeschaffenheit für Radar- und Kamerakalibrierung

Kapitel 11 Bodenbeschaffenheit für Radar- und Kamerakalibrierung

Artikel
19 Sep 2023

Damit überhaupt vernünftig kalibriert werden kann, sollte der Raum oder der Kalibrierplatz ein paar Anforderungen erfüllen. Dafür haben wir extra einen Prüftermin mit dem TÜV-Rheinland vereinbart, um unseren Kalibrierplatz in Gelsenkirchen von einem zertifizierten Prüfer abnehmen zu lassen. Welche Besonderheiten und neue Erkenntnisse dabei entstanden sind, möchte ich Ihnen im Folgenden berichten. 

Requirements Calibration Station

Derzeit gibt es keine offiziellen Anforderungen seitens der Prüforganisationen und der Fahrzeughersteller an einen Kalibrierplatz. Dennoch kann die HU-Prüfrichtlinie für einen Scheinwerfereinstellplatz (SEP) als Grundlage dafür herangezogen werden.
 
Die Voraussetzungen für einen SEP sind sehr anspruchsvoll und deshalb ideal als Grundlage für das statische Kalibrieren geeignet. Das Kalibrieren von FAS benötigt aber grundsätzlich mehr Platz als die Scheinwerfereinstellung. Die Fahrzeughersteller legen unterschiedliche Abstände zur Zieltafel (Target) als Voraussetzung fest. Zum Beispiel beträgt der Abstand zwischen der Vorderachse und der Zieltafel (Target) bei VAG-Fahrzeugen in der Regel 150cm, bei Subaru/Honda/Toyota sind es sogar bis zu 4 Meter. Viele Kalibrierungen können sehr gut in einer Raumlänge von 8-10 Metern durchgeführt werden, aber bedenken Sie, dass auch die Länge des Fahrzeugs berücksichtigt werden muss. Es gilt also „Je mehr Platz, desto besser“. 

 

Wichtig ist, dass die zur Verfügung stehende Fläche so flach und gerade wie möglich ist. Mit einem Bodenlaserscanner kann das hervorragend geprüft werden. Hierfür können die Richtwerte aus der HU-Scheinwerfer-Prüfrichtlinie herangezogen werden. Diese besagt, dass die maximale Neigung der Aufstellfläche gleichgerichtet +/- 1,5% betragen darf. Zusätzlich ist auf einer Länge von 8m eine maximale Unebenheit von 11mm zulässig. Das bedeutet, dass zwischen zwei Messpunkten, die 8m auseinanderliegen, der Höhenunterschied maximal +/- 5,5mm betragen darf. Die Toleranz der Unebenheit ist gestaffelt und liegt nicht bei allen Raumlängen konstant bei 11mm. Die entsprechende Staffelung können Sie der HU-Scheinwerfer-Richtlinie entnehmen. 

 

Unsere Aufstellfläche für einen Pkw wurde vom TÜV mithilfe eines Bodenlasers vermessen. Das Ergebnis wird am Ende im Prüfbericht protokolliert. Der entscheidende Unterschied ist, dass in dem Zusammenhang mit der HU-Prüfrichtline die Stückprüfung für das Scheinwerfereinstellgerät entfällt – es ist ja keins vorhanden. Im Prüfbericht wurde folgendes protokolliert: „Es handelt sich speziell um einen Einstellplatz für Fahrerassistenzsysteme. Die Messung für die Aufstellfläche SEP entfällt.“

Diese Art der Bodenabnahme wird bei den Prüforganisationen noch selten angefragt. Ich habe daher unsere Details mit dem Prüfer (zuständig für die Region West) hier vor Ort besprochen und wurde sehr ausführlich beraten und unterstützt. Sollen Matrixscheinwerfer mit kalibriert werden, benötigen Sie auf jeden Fall einen amtlich geprüften SEP.

So erhalten Sie die besten Kalibrierbedingungen:  

Um die Räumlichkeiten anzupassen, gibt es zwei gängige Lösungen. Die flexibelste Lösung ist die Verwendung von Spurplatten, die sich millimetergenau – unabhängig vom Boden – einstellen lassen. Die etwas kostspieligere Lösung ist das Bearbeiten des Bodens selbst.

Die Lichtbedingungen am Kalibrierplatz spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Es ist deshalb von Vorteil, die Umgebungsbeleuchtung im Raum selbst steuern zu können. Leuchtstoffröhren mit älteren Startersystemen oder qualitativ schlechtere LED-Lampen können dazu führen, dass eine Kamerakalibrierung Probleme macht. Das liegt daran, dass unser europäisches Stromnetz mit 50-Hertz-Wechselspannung arbeitet. 

Wenn die Belichtungszeit der Kamera stark von den 50 Hertz abweicht, entsteht in der Bildaufnahme ein horizontales Flimmern und führt eventuell zu Fehlerkennung des Targets. In solchen Fällen kann versucht werden, den Raum aufzuhellen oder abzudunkeln, damit die Kamera andere Belichtungszeiten benutzt. Das Problem lässt sich außerdem mit der Verwendung von Halogen- oder Glühlampen mindern.

Einige Hersteller bieten mittlerweile mobile Kalibriersysteme an, mit denen das statische Kalibrieren auch direkt beim Kunden vor Ort ermöglicht wird. Diese Systeme sind allerdings eher für Flottenkunden als für Einzelkunden vorgesehen, da die Gegebenheiten vor Ort bereits im Vorhinein bekannt sind.

Was bedeutet das für Sie?

Denken Sie daran, dass der Boden und das Umgebungslicht eine wichtige Rolle spielen, wenn Sie statisch kalibrieren. Bei mobilen Einsätzen sollten Sie vorher die Gegebenheiten vor Ort in Erfahrung bringen und abwägen, ob es eventuell mehr Sinn macht, das Fahrzeug in einer kontrollierbaren Umgebung zu kalibrieren.

 

 

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